Der Weg in die Selbstständigkeit bringt viele Chancen – aber auch finanzielle Herausforderungen. Gerade in der Anfangsphase sind die Einnahmen oft noch unregelmäßig, während Investitionen, Versicherungen und Lebenshaltungskosten weiterlaufen. Gut zu wissen: In Deutschland gibt es eine Vielzahl an Förderprogrammen, die Gründerinnen und Gründer unterstützen – sei es mit finanziellen Zuschüssen, Darlehen oder Beratung. In diesem Beitrag zeigen wir dir, welche Förderungen es gibt, wie du sie beantragst und worauf du achten solltest.
1. Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit
Wenn du aus der Arbeitslosigkeit heraus gründest, kannst du bei der Agentur für Arbeit den sogenannten Gründungszuschuss beantragen. Voraussetzung: Du beziehst ALG I und hast noch mindestens 150 Tage Anspruch. Der Zuschuss besteht aus zwei Phasen:
- Phase 1: 6 Monate lang Weiterzahlung des ALG I plus 300 € zur sozialen Absicherung
- Phase 2 (optional): weitere 9 Monate 300 €, wenn du deine hauptberufliche Selbstständigkeit nachweisen kannst
Ein überzeugender Businessplan, eine fachkundige Stellungnahme (z. B. von der IHK oder einem Steuerberater) und eine realistische Finanzplanung sind Pflicht. Tipp: Lass dich frühzeitig beraten und plane genug Zeit für die Antragstellung ein.
2. Einstiegsgeld vom Jobcenter
Beziehst du ALG II (Bürgergeld), kannst du stattdessen das Einstiegsgeld beim Jobcenter beantragen. Es handelt sich um eine freiwillige Leistung der Kommune zur Förderung des Übergangs in die Selbstständigkeit. Die Höhe und Dauer (max. 24 Monate) hängt von deiner individuellen Situation ab. Auch hier brauchst du einen aussagekräftigen Businessplan.
3. Existenzgründungsdarlehen der KfW
Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet spezielle Förderkredite für Gründerinnen und Gründer:
- ERP-Gründerkredit – StartGeld: Bis zu 125.000 € Kredit für Investitionen und Betriebsmittel. Für Existenzgründungen bis zu 5 Jahre nach Aufnahme der Tätigkeit.
- ERP-Kapital für Gründung: Bis zu 500.000 €, ideal für größere Vorhaben.
Vorteile: Günstige Zinsen, tilgungsfreie Anlaufjahre und lange Laufzeiten. Wichtig: Die Kredite werden nicht direkt bei der KfW beantragt, sondern über deine Hausbank. Daher solltest du rechtzeitig das Gespräch mit deiner Bank suchen und dich gut vorbereiten.
4. Zuschüsse der Bundesländer
Jedes Bundesland bietet eigene Förderprogramme für Gründer. Diese können Zuschüsse, Beratungskosten oder sogar Beteiligungskapital umfassen. Beispiele:
- GründungsBONUS Berlin: Bis zu 50.000 € Zuschuss für innovative Start-ups
- Gründerstipendium NRW: Monatlich 1.000 € über ein Jahr für innovative Gründungsteams
- Start?Zuschuss! Bayern: Förderung von technologieorientierten Unternehmensgründungen
Informiere dich auf den Websites der Landesförderinstitute oder bei deiner IHK/Kammer. Die Antragsbedingungen sind je nach Region sehr unterschiedlich.
5. Beratungsförderung
Gute Beratung kann dir viele teure Fehler ersparen – und wird deshalb auch gefördert. Zwei wichtige Programme:
- Beratungsförderung durch BAFA (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle): Bezuschusst Beratungsleistungen nach der Gründung mit bis zu 80 % der Kosten (max. 4.000 €)
- Förderung unternehmerischen Know-hows: Hilfe bei wirtschaftlichen, organisatorischen oder finanziellen Fragen
Die Berater müssen beim BAFA gelistet sein. Achte darauf, den Antrag vor Beginn der Beratung zu stellen.
6. Mikrokredite für kleine Gründungen
Wenn du einen kleinen Kapitalbedarf hast (z. B. unter 25.000 €), kannst du über sogenannte Mikrokreditfonds oder Mikrofinanzinstitute einen Kredit beantragen. Diese sind oft flexibler als Banken und unterstützen auch Gründer ohne Eigenkapital oder Sicherheiten. Bekannte Anbieter sind z. B. die Deutsche Mikrofinanz Institut (DMI) oder Mikrokreditfonds Deutschland.
7. Förderung von Frauen und besonderen Zielgruppen
Für Gründerinnen, Menschen mit Migrationshintergrund oder Gründer über 50 gibt es spezielle Programme und Netzwerke:
- Women Entrepreneurs – Netzwerke und Finanzierungshilfen
- IQ Netzwerk – Existenzgründung für Menschen mit Migrationsgeschichte
- Senioren-Startups – Beratungsangebote für Spätgründer
Auch hier gilt: Netzwerken, beraten lassen und frühzeitig informieren.
8. Crowdfunding und alternative Finanzierungsquellen
Neben klassischen Fördermitteln kann auch Crowdfunding eine attraktive Finanzierung sein – vor allem für kreative oder innovative Projekte. Auf Plattformen wie Startnext, Kickstarter oder Indiegogo präsentierst du deine Idee und gewinnst Unterstützer.
Auch Business Angels, Venture Capital oder Friends & Family können Teil deiner Finanzierung sein – wenn du bereit bist, Anteile abzugeben oder Investoren mit ins Boot zu holen.
9. Wie du am besten vorgehst
Damit du keine Förderung verpasst, hier eine Schritt-für-Schritt-Strategie:
- Definiere dein Geschäftsmodell und deinen Kapitalbedarf
- Erstelle einen detaillierten Businessplan mit Finanzplanung
- Lass dich kostenfrei beraten – z. B. bei der IHK, HWK oder Gründungszentren
- Informiere dich über regionale und bundesweite Fördermöglichkeiten
- Stelle Anträge rechtzeitig und vollständig
- Nutze Kombinationen: z. B. Zuschuss + Beratung + Kredit
Fazit
Der Staat möchte, dass du gründest – und unterstützt dich dabei mit einer Vielzahl an Förderungen. Ob Gründungszuschuss, Darlehen, Beratungsförderung oder Stipendium: Es gibt für fast jede Situation ein passendes Angebot. Entscheidend ist, dass du dich rechtzeitig informierst, professionell vorbereitest und keine Scheu hast, Unterstützung in Anspruch zu nehmen.
Eine erfolgreiche Selbstständigkeit beginnt oft mit einer guten Förderung. Nutze diese Chance – und investiere sie in den nachhaltigen Aufbau deines Unternehmens.