Der Schritt in die Selbständigkeit ist für viele ein großer Meilenstein – sei es haupt- oder nebenberuflich. Doch bevor du deine ersten Kunden betreust oder Produkte verkaufst, steht ein wichtiger Schritt an: die offizielle Anmeldung deiner Selbständigkeit. Dieser Prozess ist in Deutschland gesetzlich geregelt und unterscheidet sich je nach Art deiner Tätigkeit. In diesem Beitrag zeigen wir dir Schritt für Schritt, wie du korrekt und effizient deine Selbständigkeit anmeldest – und welche Stolpersteine du vermeiden solltest.
1. Bist du Freiberufler oder Gewerbetreibender?
In Deutschland gibt es zwei Hauptformen der selbständigen Tätigkeit: freiberuflich und gewerblich. Dieser Unterschied ist wichtig, weil er bestimmt, wo und wie du dich anmeldest.
- Freiberufler: Dazu zählen u. a. Künstler, Journalisten, Berater, Heilberufe (Ärzte, Heilpraktiker) und andere sogenannte „Katalogberufe“. Sie müssen kein Gewerbe anmelden, sondern melden sich direkt beim Finanzamt.
- Gewerbetreibende: Wer z. B. einen Onlineshop betreibt, handwerklich arbeitet oder ein Handelsunternehmen gründet, muss sich beim Gewerbeamt der Stadt oder Gemeinde anmelden.
2. Die Gewerbeanmeldung
Wenn du gewerblich tätig bist, musst du dein Gewerbe beim Gewerbeamt anmelden. Das kannst du oft online über das Portal deiner Stadt oder Gemeinde tun. Du brauchst dafür:
- Gültiger Personalausweis oder Reisepass
- Ausgefülltes Formular zur Gewerbeanmeldung
- Evtl. Erlaubnis- oder Qualifikationsnachweise (z. B. bei Handwerksbetrieben)
Die Gebühren variieren zwischen ca. 20 und 60 Euro je nach Stadt.
3. Anmeldung beim Finanzamt
Egal ob Freiberufler oder Gewerbetreibender: Du musst dich beim Finanzamt melden. Nach der Anmeldung (Gewerbe oder direkte Mitteilung als Freiberufler) bekommst du vom Finanzamt einen Fragebogen zur steuerlichen Erfassung. Diesen füllst du digital über ELSTER aus.
Darin gibst du u. a. an:
- Welche Tätigkeit du ausübst
- Ob du die Kleinunternehmerregelung (§19 UStG) nutzen willst
- Deine erwarteten Umsätze
- Deine Bankverbindung
Nach der Bearbeitung erhältst du deine Steuernummer, die du für Rechnungen brauchst. Optional kannst du eine Umsatzsteuer-Identifikationsnummer (für EU-Geschäfte) beantragen.
4. Sozialversicherung und andere Behörden
Als Selbständiger bist du grundsätzlich nicht mehr automatisch in der gesetzlichen Sozialversicherung. Es gibt aber Ausnahmen und Optionen:
- Pflichtmitgliedschaft: Für einige Berufsgruppen (z. B. Handwerker, Hebammen) besteht Versicherungspflicht in der gesetzlichen Rentenversicherung.
- Freiwillige Versicherung: Viele Selbständige schließen private Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungen ab.
- Berufsgenossenschaften: Gewerbetreibende müssen sich bei der für sie zuständigen Berufsgenossenschaft melden.
5. Namenswahl und Rechtsform
Wenn du unter einem Firmennamen auftreten willst, musst du diesen ggf. beim Gewerbeamt angeben. Achte darauf, dass der Name nicht irreführend oder markenrechtlich geschützt ist. Einzelunternehmer verwenden meist ihren Vor- und Nachnamen als Geschäftsbezeichnung.
6. Checkliste für die Anmeldung
- Prüfen: Freiberuf oder Gewerbe?
- Gewerbeamt kontaktieren (bei Gewerbe)
- Fragebogen zur steuerlichen Erfassung bei ELSTER ausfüllen
- Steuernummer abwarten
- Evtl. Versicherungen abschließen (Kranken-, Renten-, Betriebshaftpflichtversicherung)
- Website und E-Mail anlegen (mit Impressum & Datenschutzerklärung)
7. Typische Fehler vermeiden
- Falsche Einstufung: Wer sich selbst als Freiberufler einschätzt, aber eigentlich ein Gewerbe betreibt, kann Ärger mit dem Finanzamt bekommen.
- Verspätete Anmeldung: Die Anmeldung sollte idealerweise vor Aufnahme der Tätigkeit erfolgen – spätestens jedoch innerhalb von 4 Wochen nach Beginn.
- Unvollständige Angaben: Falsche oder unklare Tätigkeitsbeschreibungen können zu Nachfragen und Verzögerungen führen.
Fazit
Die Anmeldung deiner Selbständigkeit ist der erste offizielle Schritt in deine unternehmerische Zukunft. Mit etwas Vorbereitung und dem Wissen, wo du dich melden musst, ist der bürokratische Aufwand überschaubar. Nimm dir die Zeit, alles sauber zu erledigen – das zahlt sich später in Form von Klarheit und Rechtssicherheit aus.